FUSSBALL OHNE FANS IST NICHTS

Unsere Meinung zu der Austragung von Geisterspielen zum jetzigen Zeitpunkt sollte allgemein bekannt sein. Wir verweisen an dieser Stelle gerne nochmal auf die Stellungnahmen der Fanszenen Deutschlands vom 16.04. und des Club Nr. 12 vom 25.04.

In den letzten Tagen kursierten einige, um es freundlich auszudrücken, kuriose Vorschläge, wie die möglichen Geisterspiele begleitet werden sollen, um deren naturgemäße triste Atmosphäre zu übertünchen. So sind z.B. Apps im Gespräch, über die Fans vom Sofa aus zur Geräuschkulisse bei der TV-Übertragung beitragen. Fanclubs sollen Zaunfahnen – eigentlich die handgemachten Insignien von Fanclubs, Gruppen und einzelnen Fans, die die Anwesenheit bei dem Spiel bezeugen – online bei Agenturen bestellen und von diesen aufhängen lassen.

Alleine solche Überlegungen anzustellen, ist ignorant gegenüber jenem Akteur, der einem Profifussballspiel und der TV-Übertragung normalerweise die berühmte Atmosphäre verpasst. Das ist der Stadionfan. Er soll künstlich ersetzt werden. So wenig wie möglich soll auf den Ausnahmezustand hinweisen, der ihn davon abhält, die Spiele zu besuchen. Alles soll den Anschein von business as usual machen.

Wer glaubt, er könnte ein Spiel einfach mit einer künstlichen Tonspur unterlegen und so Normalität simulieren, täuscht sich. Er verkennt vollkommen, dass die Bedeutung, die der Fussball mittlerweile hat, aus dem Miteinander vieler Menschen resultiert.  Er verkennt, dass der Profifußball soziales Phänomen ist, das von den Begegnungen der Menschen, dem gemeinsamen Mitfiebern im Stadion, aber zum Beispiel auch in den Kneipen der Stadt, lebt. Fussball alleine vor dem heimischen TV kann auch schön sein. Zu einem Massenphänomen hätte er sich aber so sicher nie entwickelt.

Künstliche Atmosphäre macht Geisterspiele nicht attraktiver. Die Diskussion darüber zeigt lediglich, dass der ein oder andere in einer Blase schwebt, in der nicht mehr ankommt, woraus die herausragende Stellung des Fussballs in unserer Gesellschaft eigentlich resultiert. Sie ist kein gottgegebener Automatismus, sondern beruht auf den Fans und ihren Gemeinschaften, die jeden Spieltag zu etwas Besonderem machen.

Fußball lebt durch seine Fans!

Schickeria München
alarMstufe rot
Club Nr. 12
Colegio
Munich’s Red Pride
Red Fanatic München

Verwendung der Überschüsse aus der 120 Jahre FC Bayern-Feier – Südkurve hilft!

Etwas mehr als einen Monat nach der 120 Jahre FC Bayern-Feier der Südkurve München wollen wir Euch über die Verwendung der Überschüsse informieren, die durch Eintritt und 120 Jahre-Merch zusammengekommen sind.

Erstmal wollen wir uns aber nochmal beim Löwenbräukeller und allen Gästen für ein rauschendes Fest mit 1.400 Bayernfans bedanken. Fotos und ein Video findet Ihr unter https://suedkurve-muenchen.org/120-jahre-fc-bayern/ und https://suedkurve-muenchen.org/video-120-jahre-fc-bayern/.

Wir haben die Überschüsse auf folgende Organisationen und Initiativen aufgeteilt:

10.000 Euro haben wir an WE KICK CORONA (www.wekickcorona.com/) von Leon Goretzka und Joshua Kimmich überwiesen.

Wir finden das Konzept der Initiative der beiden Spieler, die Gelder bedarfsgerecht an eine sehr große Bandbreite von Krankenhäusern, Tafeln und Blutspendediensten zu verteilen, sehr gut. Wir haben selbst lange recherchiert und halten das Konzept für sehr schlüssig. Danke an der Stelle an die beiden, dass sie sich dieser Aufgabe stellen. Wir können Euch nur aufrufen, ebenfalls an WE KICK CORONA zu spenden oder durch eigenes Engagement tätig zu werden.

1.000 Euro gehen an die Aktion BERGAMO MOLA MIA (www.tivoli-nord.info/bergamo) der Fanszene von Wacker Innsbruck.

Die Region Bergamo ist eine der am stärksten betroffenen Regionen in Europa, von dort haben uns erschütternde Bilder und Nachrichten erreicht. Die Initiative der Innsbrucker packt ohne langes Zögern oder bürokratisches Hin und Her an, wo Hilfe am dringlichsten benötigt wird und gibt die gesamten Spendeneinnahmen an das Krankenhaus in Seriate/Bergamo.

500 Euro gehen an das Blindeninstitut München (www.blindeninstitut.de/de/muenchen/) für ein Projekt mit einem 15-jährigen Jungen.

Der blinde Junge wird von einem Bayernfan aus der Südkurve betreut. Er ist nicht nur blind, sondern auch im Bewegungsapparat eingeschränkt. Die Spende trägt zur Finanzierung einer therapeutischen Reise an die Ostsee bei.

Club Nr. 12
www.clubnr12.org

Südkurve München
www.suedkurve-muenchen.org

Kurt Landauer Stiftung e.V.
www.facebook.com/kurt.landauer.stiftung/

Bayernfans helfen e.V.

Quarantäne für den Fußball – Geisterspiele sind keine Lösung!

Die Frage, wann und in welcher Form wieder Profifußball gespielt werden darf, wurde in den vergangenen Tagen und Wochen viel diskutiert. In der nach wie vor teils unübersichtlichen gesellschaftlichen Situation wurden von verschiedenen Akteuren eine Vielzahl ethischer, epidemiologischer und anderer Argumente ins Feld geführt. Im Folgenden möchten wir uns, als bundesweiter Zusammenschluss der Fanszenen und mit Blick auf die DFL-Vollversammlung, zu dem Thema äußern:

Die Wiederaufnahme des Fußballs, auch in Form von Geisterspielen, ist in der aktuellen Situation nicht vertretbar – schon gar nicht unter dem Deckmantel der gesellschaftlichen Verantwortung. Eine baldige Fortsetzung der Saison wäre blanker Hohn gegenüber dem Rest der Gesellschaft und insbesondere all denjenigen, die sich in der Corona-Krise wirklich gesellschaftsdienlich engagieren. Der Profifußball ist längst krank genug und gehört weiterhin in Quarantäne. 

Wir vertreten die klare Position, dass es keine Lex Bundesliga geben darf. Fußball hat in Deutschland eine herausgehobene Bedeutung, systemrelevant ist er jedoch ganz sicher nicht. Beschränkungen, die für vergleichbare Bereiche der Sport- und Unterhaltungsindustrie gelten, müssen auch im Fußball Anwendung finden. In einer Zeit, in der wir alle sehr massive Einschränkungen unserer Grundrechte im Sinne des Gemeinwohls hinnehmen, ist an einen Spielbetrieb der Bundesligen nicht zu denken. Wenn seit Wochen über einen Mangel an Kapazitäten bei CoVid-19-Tests berichtet wird, ist die Idee, Fußballspieler in einer extrem hohen Taktung auf das Virus zu untersuchen, schlicht absurd. Ganz zu schweigen von der Praxis eines Fußballspiels mit Zweikämpfen, eines normalen Trainingsbetriebes in Zeiten von Versammlungsverboten und eines gemeinsamen Verfolgens potenzieller Geisterspiele durch Fans.

Die Rede von gesellschaftlicher Verantwortung und Pläne für exklusive Testkontingente (über 20.000 Stück) für den Profifußball passen nicht zusammen. Wir verstehen, dass Vereinsfunktionäre durchaus rechtliche Verpflichtungen haben, im Sinne des finanziellen Wohls ihres Vereins zu handeln. In einer Situation jedoch, in der die gesamte Gesellschaft und Wirtschaft vor enormen Herausforderungen stehen, ist es für uns nicht nachvollziehbar, dass offenbar sämtliche Bedenken hintenangestellt werden, wenn es darum geht, den Spielbetrieb möglichst lange aufrechtzuerhalten, bzw. erneut zu starten.

Ganz offensichtlich hat der Profifußball viel tieferliegende Probleme. Ein System, in das in den letzten Jahren Geldsummen jenseits der Vorstellungskraft vieler Menschen geflossen sind, steht innerhalb eines Monats vor dem Kollaps. Der Erhalt der Strukturen ist vollkommen vom Fluss der Fernsehgelder abhängig, die Vereine existieren nur noch in totaler Abhängigkeit von den Rechteinhabern. 

Die Frage, weshalb es trotz aller Millionen keinerlei Nachhaltigkeit im Profifußball zu geben scheint, wie die Strukturen und Vereine in Zukunft robuster und krisensicherer gemacht werden können, wurde zumindest öffentlich noch von keinem Funktionär gestellt. Das einzig kommunizierte Ziel ist ein möglichst schnelles ,,Weiter so!‘‘, das jedoch lediglich einer überschaubaren Zahl an Beteiligten weiterhin überragende Einkünfte garantiert. Das Gerede von zigtausenden Jobs halten wir schlicht in den meisten Fällen für einen Vorwand, weiterhin exorbitante Millioneneinkünfte für wenige extreme Profiteure zu sichern. Dies zeigt sich auch in der absoluten Untätigkeit des DFB, im Hinblick auf den Fußball unterhalb der 2. Bundesliga. Dass Geisterspiele hier viel stärkere Folgen hätten, als in den Ligen der DFL, wird ausgeblendet. Hauptsache das „Premiumprodukt“ kann weiterexistieren. Hier wird der DFB seiner Rolle nicht nur nicht gerecht, er zeigt auch wiederholt, wessen Interessen er vertritt.

Seit Jahren fordern Fans Reformen für eine gerechtere Verteilung der TV-Einnahmen und kritisieren die mangelnde Solidarität zwischen großen und kleinen Vereinen. Wir weisen auf Finanzexzesse, mangelnde Rücklagenbildung und die teils erpresserische Rolle von Spielerberatern hin. Die Gefahr der Abhängigkeit von einzelnen großen Geldgebern haben wir anhand von Beispielen wie 1860 München, Carl Zeiss Jena und anderen immer wieder aufgezeigt.

Spätestens jetzt ist es aller höchste Zeit, dass sich Fußballfunktionäre ernsthaft mit diesen Punkten auseinandersetzen. Die jetzige Herausforderung ist auch eine Chance: Die Verbände sollten diese Krise als solche begreifen und die Strukturen des modernen Fußballs grundlegend verändern. Es ist höchste Zeit!

In diesem Zusammenhang fordern wir:

  • Der aktuelle Plan der DFL, den Spielbetrieb im Mai in Form von Geisterspielen wieder aufzunehmen, darf nicht umgesetzt werden. Wir maßen uns nicht an, zu entscheiden, ab wann der Ball wieder rollen darf. In einer Situation, in der sich der Fußball auf diese Weise so dermaßen vom Rest der Gesellschaft entkoppeln würde, darf es jedoch nicht passieren. 
  • Eine sachliche Auseinandersetzung mit der aktuellen Lage muss forciert und eine Abkehr vom blinden Retten der TV-Gelder vollzogen werden. Auch ein möglicher Abbruch der Saison darf kein Tabu sein, wenn die gesellschaftlichen Umstände es nicht anders zulassen. In diesem Fall sollten nicht nur Horrorszenarien in Form von drohenden Insolvenzen skizziert werden, sondern Lösungsmöglichkeiten in Form von Förderdarlehen, erweiterten Insolvenzfristen und anderen Kriseninstrumenten, denen sich auch die restliche Wirtschaft stellt, diskutiert werden. 
  • Eine kommende Lösung muss maximal solidarisch sein. Es darf unter den Vereinen keine Krisengewinner – und verlierer geben. Die Schere zwischen ,,groß‘‘ und ,,klein‘‘ darf nicht noch weiter auseinandergehen. Ausdrücklich schließen wir damit auch die Vereine der dritten Liga und der Regionalligen mit ein, für die Geisterspiele ohnehin keine Option sind.
  • Die Diskussion über grundlegende Reformen, um den Profifußball nachhaltiger und wirtschaftlich krisensicherer zu gestalten, muss jetzt beginnen. Sie darf nicht nur von Fans und Journalisten geführt werden, sondern ist die zentrale Aufgabe der Verantwortlichen der Clubs und Verbände. Strukturen und Vereine müssen auf einen finanziell und ideell sicheren Boden zurückgeholt werden. Dabei muss die 50+1-Regel weiterhin unberührt bleiben. 

Die Phase einer von der restlichen Gesellschaft komplett entkoppelten Fußballwelt muss ein Ende haben!

Fanszenen Deutschlands im April 2020

FREIE MEINUNGSÄUSSERUNG GIBT’S NICHT? IN UNSERER KURVE SCHON!

Vergangene Woche hat ein Bayern-Fan ein Hausverbot für die Heimspiele des FC Bayern und der Bayern Amateure sowie die Trainingsplätze und den Campus bekommen, weil er ein Spruchband angebracht haben soll, auf dem sich die Bayern Amateure-Fans gegen Montagsspiele aussprechen (Siehe https://suedkurve-muenchen.org/stellungnahme-zum-hausverbot-wegen-bayern-amateure-gegen-montagsspiele/).

Für uns ist das nicht akzeptabel! Freie Meinungsäußerung, die naturgemäß kritische Aussagen und Positionen enthält, gehört zu unserem Selbstverständnis als Fankurve dazu. Wir werden für sie kämpfen.

ALARMSTUFE ROT, COLEGIO, MUNICH REBELS, RED FANATIC MÜNCHEN, SCHICKERIA MÜNCHEN

Covid-19: Weitere Unterstützungsmöglichkeiten

Servus Bayernfans,

was für uns vor zwei Wochen noch das Wichtigste war, spielt erst mal keine Rolle mehr und wir sehen uns mit einer Situation konfrontiert, die sich in dieser Form wohl nur die Wenigsten wirklich vorstellen konnten.

Erstmal vorweg: Das Wichtigste zu dem jede*r seinen Teil beitragen kann ist Social Distancing. Vermeidet Menschenansammlungen, bleibt einfach mal daheim und überlegt Euch, ob das Treffen mit euren Spezln derzeit unbedingt nötig ist. Auch wenn sich die Meisten von uns nicht in der besonders gefährdeten Gruppe befinden, sollten wir alle dazu beitragen, die Ansteckungsmöglichkeiten so gering wie möglich zu halten und so die Ansteckungsrate soweit es geht zu verlangsamen.

Was können wir darüber hinaus noch unternehmen?

Eine weitere Institution die Nachbarschaftshilfe anbietet, halten wir für nicht unbedingt nötig. Es gibt bereits unterstützenswerte Aktionen und Projekte, bei denen sich schon Leute von uns engagieren und jede*r gerne mitmachen darf.

Ihr könnt Euch hier beispielsweise an die Solidarische Nachbarschaft München wenden:

Bedenkt, dass ein großer Teil der Menschen, die jetzt Hilfe benötigen können, nicht im Internet aktiv sind. Ein Hilfsangebot im Treppenhaus des Mehrfamilienhauses kann da manchmal hilfreicher sein. Vorlagen findet Ihr hierhier und hier.

Außerdem treffen die Einschränkungen auch ganz besonders Hilfseinrichtungen und die Menschen, die auf sie angewiesen sind. Ein Beispiel dafür ist die Münchner Tafel. Viele Helfer hier sind im höheren Alter und zählen damit zur Risikogruppe. Unterstützung von jüngeren Menschen ist gefragt, um Menschen, die es gerade in Zeiten von Hamsterkäufen besonders schwer haben, genügend Lebensmittel zu bekommen, zu helfen. Eine gute Gelegenheit für gesunde Menschen sich einzubringen.

Bayernfans außerhalb Münchens können auch bei ihrer Tafel vor Ort nachfragen. In vielen Landkreisen gibt es gerade einen Engpass an Helfern.

Außerdem gibt es auch beim Bayerischen Roten Kreuz Bedarf. Die Versorgung von chronisch Kranken und Verletzten mit Blutkonserven kann zwar momentan gewährleistet werden, aber es zeichnet sich ein Abwärtstrend bei den Blutspenden ab. Wenn Ihr gesund seid, könnt Ihr helfen, indem ihr Blut spendet.

Wenn man in die Zukunft blickt, wird voraussichtlich gerade das Personal in unseren Krankenhäusern und Arztpraxen an seine Grenzen kommen. Wenn jemand Ideen hat, was wir auf die Beine stellen können, um den Engeln in Weiß unter die Arme zu greifen, kann der/diejenige sich gerne melden. Schreibt uns einfach an: suedkurvehilft@suedkurve-muenchen.org.

Club Nr. 12 und die Gruppen der Südkurve

Erklärung zum Umgang mit Geisterspielen aufgrund von Covid-19

Nun ist es also soweit, die Spiele unseres Vereins finden, Stand heute, über einen Monat ohne uns statt. Wie vermutlich in vielen anderen Szenen, führte das in den letzten Tagen zu einigen Diskussionen, wie damit umzugehen sei. Mit dieser Mitteilung wollen wir über unser Vorgehen informieren und dazu anregen, sich mit dem Thema über den eigenen Tellerrand hinaus zu beschäftigen.

Vorneweg:

  • Wir erheben nicht den moralischen Zeigefinger. Alle Fans müssen für sich selbst entscheiden, wie sie auf die momentanen Maßnahmen reagieren.
  • Wir sind keine Experten und kennen uns weder mit Virologie noch mit Pandemieforschung besonders gut aus.

Womit wir uns auskennen ist Solidarität, und die kommt uns in der momentanen Diskussion oft zu kurz. Blickt man nach Italien sehen wir ein Land im Lockdown, in dem sich gleichzeitig viele Menschen, explizit auch Ultras, maximal solidarisch verhalten und ihr eigenes Sozialleben hinten anstellen, um die weitere Ausbreitung des Virus‘ zu verhindern.

Dabei geht es nicht um die Angst selbst zu erkranken, sondern um den Schutz von Risikopatienten und darum, die Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern. Da nicht auszuschließen ist, dass in Deutschland eine ähnliche Entwicklung der Infektionszahlen stattfindet, erscheinen uns die Maßnahmen, Großveranstaltungen abzusagen und das eigene Reiseverhalten zu überdenken, sinnvoll.

Wir werden daher nicht organisiert nach Berlin reisen und auch die weiteren Spiele nicht gemeinsam vor den Stadiontoren verbringen. Wir kritisieren allerdings die momentane Lösung der Geisterspiele und fordern die Verbände eindringlich dazu auf den Spielbetrieb auszusetzen. Viele Fans opfern seit Jahren einiges, sowohl finanziell als auch zeitlich, um ihrem Herzensverein überall hin zu folgen. Diese Möglichkeit wird uns nun genommen, den Vereinen fehlen die Einnahmen und den Mannschaften die Unterstützung in der entscheidenden Phase der Saison. Fußball ohne Fans ist wertlos!

Auch in Bezug auf die Vereine ist das aktuelle Vorgehen unsolidarisch. Vereine wie der unsere können ausbleibende Zuschauereinnahmen deutlich leichter kompensieren und werden daher am Ende Wettbewerbsvorteile gegenüber kleineren Vereinen haben.

Unserer Meinung nach wird dadurch auch die Krankheit des Systems offensichtlich. Hauptsache alles geht seinen Weg, die Auswirkungen auf die kommende Saison sind gering, und die sinnlos aufgeblähte EM als Prestigeobjekt der korrupten UEFA im Sommer kann durchgeführt werden. Fans und die Seele des Fußballs sind, wie so oft, zweitrangig. Hinzu kommt, dass eine Aussetzung unumgänglich wird, sobald auch Mannschaften und Verantwortliche betroffen sind. Erste Fälle bei Hannover 96 und Juventus gibt es ja bereits, für uns ist es nur eine Frage der Zeit, bis weitere hinzukommen.

Schon jetzt zeigt sich an ersten Beispielen (verweigerte Landeerlaubnis für AS Rom, Ausstieg aus internationalen Wettbewerben durch Inter), dass die Wettbewerbsgleichheit nicht mehr gewährleistet ist.

Die momentanen Maßnahmen verschieben die Problematik also nur, statt sie zu lösen. Die „Lösung“ der Geisterspiele ignoriert zudem komplett, dass Fußball auch abseits des Stadions eine massive soziale Komponente darstellt. Auch bei Geisterspielen treffen sich Fans in Kneipen und Wohnzimmern. Auch eine prall gefüllte Kneipe zur Primetime beim Spiel Dortmund gegen Bayern oder bei den anstehenden Europapokalpartien ist nicht zuträglich in Hinblick auf die Verbreitung des Virus‘.

Die Ausstrahlung einer Konferenz im Free-TV ist dabei nur eine symbolische Maßnahme. Gerade zu Topspielen wird es Fußballfans trotzdem in die Kneipen ziehen.

Abschließend möchten wir noch darauf aufmerksam machen, dass alle Maßnahmen bereits dadurch ad absurdum geführt werden, wenn sich Fans vor dem Stadion sammeln, wie z. B. in Valencia diese Woche vor dem Spiel gegen Atalanta Bergamo oder in Paris beim Spiel gegen Borussia Dortmund.

ABSAGE ALLER SPIELE – SOFORT!

Club Nr. 12 und die Gruppen der Südkurve

Kollektivstrafen zum „Schutze“ eines Milliardärs – der DFB zeigt erneut sein wahres Gesicht

In den vergangenen Wochen wurde die Fußballöffentlichkeit erneut Zeuge der Doppelmoral und Demokratiefeindlichkeit der Vertreter des sogenannten „modernen Fußballs“. Ihren Höhepunkt erreichte die Absurdität vorerst am vergangenen Wochenende.

Sich gegenseitig übertreffend fabulierten Dietmar Hopp, Karl-Heinz Rummenigge und der DFB selbst, neben abgehalfterten D-Prominenten des Fußballs über „Würde“, „Moral“ und „Respekt“. Dieselben Personen, die im Falle Hopp daran arbeiten, dass der Fußball der Zukunft von hochgezüchteten Retortenvereinen mit unkritischem Klatschpublikum beherrscht wird und der ungebetenen Meinungen gerne mit einem Hochfrequenzgerät begegnet, welches Körperverletzungen nach sich zieht. Oder die, im Fall Rummenigge, Trainingslager in Katar abhalten, einem Land, welches Menschenrechte und somit die oben erwähnten Werte mit Füßen tritt. Ein Land, welches auch aufgrund der DFB-Funktionäre die Weltmeisterschaft 2022 austragen wird. In Anbetracht der nicht aufgeklärten gekauften WM 2006 ist auch hier davon auszugehen, dass sich die Herren das einige teure Uhren haben kosten lassen.

Diese moralisch alles andere als integren Personen und Strukturen wollen uns Fans nun erzählen, was Anstand ist und stören sich an der zugespitzten Wortwahl, mit der wir unsere Kritik äußern. Nur, wenn es keine Möglichkeit gibt, grundlegende Veränderungen im deutschen Fußball zu erreichen, müssen wir eben zu drastischeren Maßnahmen greifen. Dass es keine andere zielführende Möglichkeit gibt, haben die von uns geführten Gespräche mit den Verbänden gezeigt, die letztlich nicht mehr waren als ein großer Scheindialog.

Die tatsächliche Schande der vergangenen Wochen liegt im Verhalten der Verbände, allen voran des DFB. Zuerst wurden die öffentlichkeitswirksam ausgesetzten Kollektivstrafen wieder eingeführt. Wohlgemerkt, in einer von einem Fußballverband geschaffenen Paralleljustiz. Diese verfassungswidrige Art der Bestrafung ist mit unserem Verständnis von Demokratie nicht in Einklang zu bringen. Indem der DFB diese nun wieder ausspricht, offenbart er nicht nur erneut sein verzerrtes Bild von Rechtsstaatlichkeit, sondern beweist auch eindrücklich, dass er nur solange an Veränderungen und Dialog interessiert ist, solange sein Geschäft nicht ernsthaft gestört wird. Nicht einmal die wenigen Fanorganisationen, die noch mit dem DFB im Dialog stehen, wurden über die „neue Linie“ des Verbandes informiert, geschweige denn, deren Meinung eingeholt. Der DFB zeigt wiederholt, dass er kein ernsthaftes Interesse an einem Dialog mit Fans verfolgt. Unter Fritz Keller scheint sich auch hier leider nichts zum Positiven verändert zu haben.

Darüber hinaus sollen von nun an zum Wohle eines Milliardärs sämtliche „Diskriminierungen“ und „Beleidigungen“ sanktioniert werden, bei Wiederholungen droht ein Spielabbruch. Eine Selbstoffenbarung seiner eigenen Unabhängigkeit lieferte der DFB bereits, in dem er im Vorfeld des Spieltags eine Einflussnahme von Vereinsfunktionären und Absprachen zuließ. Der erste Spieltag mit dieser Regelung hat gezeigt, worum es den Verantwortlichen und dem DFB wirklich geht, um schlichte Zensur. Anders ist die Unterbrechung in Meppen nicht zu erklären. Auch, wenn die Verbände jetzt wieder ein Stück weit zurückrudern, zeigt sich klar, in welche Richtung es gehen soll und wird.

Wir sind nicht gutgläubig und waren es auch nie. Und so lassen wir uns auch diesmal nicht blenden. Es geht hier weder um antirassistisches Engagement, noch um Diskriminierung und schon gar nicht um Anstand und Werte. In diesem Falle hätte sich der DFB in der Vergangenheit entschiedener, auch im eigenen Dunstkreis, positionieren müssen. Dieses geschah, wie zu erwarten nicht. Es geht schlichtweg um die Bekämpfung unserer Fankultur und unserer Werte. Die Profiteure des Geschäfts „Fußball“ versuchen mit diesem scheinbar verfänglichen Thema die Fankurven zu spalten, um letztlich die aktiven Fanszenen zu entfernen. Denn diese sind es, die stets den Finger in die Wunde legen und sich für demokratische Vereine, effektive Mitbestimmung im Fußball, für den Erhalt der 50+1 Regel, für bezahlbare Eintrittskarten und fangerechte Anstoßzeiten einsetzen und somit letztlich für das, was uns Fans die Identifikation mit diesem Sport noch halbwegs gelingen lässt.

Aber dieses Engagement ist dem DFB und seinen Verbündeten ein Dorn im Auge, welchen es zu bekämpfen gilt. Diesen Kampf nehmen wir auch weiterhin gerne an, denn wir haben keine andere Wahl, als ihn zu führen, wenn wir unseren Fußball zumindest teilweise noch erhalten wollen. Dieser Kampf kann plakativ, zugespitzt und provokant geführt werden oder tiefgründig und differenziert – wichtig ist, dass wir ihn führen!

Denn wir Fans sind die Basis und die Seele des Fußballs und wir lassen uns weder von Kollektivstrafen, noch von Spielunterbrechungen davon abhalten, für unsere Sache einzustehen.

Wir fordern und erwarten daher:

Kollektivstrafen abschaffen!

Es wird Zeit, dass der DFB sein mittelalterliches Rechtsverständnis für alle Zeit hinter sich lässt und Kollektivstrafen nicht nur aussetzt, sondern seine Rechts- und Verfahrensordnung diesbezüglich ändert und damit das Instrument der kollektiven Bestrafung abschafft. Im gleichen Zuge erwarten wir die sofortige Aufhebung der gegen Borussia Dortmund ausgesprochenen Zuschauerausschlüsse.

Die wirklich hässlichen Gesichter des Fußballs bekämpfen!

Der Fußball ist kaputt. Wirtschaftliche Interessen werden hofiert, das System sorgt dafür, dass reiche Clubs immer reicher werden, in den Verbänden steht Korruption an der Tagesordnung und um Menschenrechtsverletzungen schert man sich einen Dreck. Nicht erst seit den „Football Leaks“- Enthüllungen ist bekannt, dass Verbände und Vereine sich an diesen Zuständen nicht stören – im Gegenteil, sie fördern sie sogar. Hier muss endlich gegengesteuert werden, sollte den Herren wirklich etwas am Fußball liegen!

Wer nur am maximalen Profit orientiert ist, Werte deshalb nur zu seinem (Wettbewerbs-)Vorteil benennt und sich mit jahrelanger Kritik von Fans nicht ehrlich auseinandersetzt, macht sich lächerlich, wenn er sich als Hüter der Moral inszeniert. Wir Fans werden die Praxis vom letzten Spieltag nicht einfach so hinnehmen und im Zweifel weiter Unterbrechungen und auch Abbrüche in Kauf nehmen.

FICK DICH DFB!

Fanszenen Deutschlands im März 2020

Stellungnahme zu unserem Spruchband gegen Hoffenheim

Dass unser Spruchband gestern beim Spiel gegen Hoffenheim sicherlich für mediale Aufmerksamkeit sorgen würde, war uns klar und folglich bewusst gewählt. Bei der Wortwahl handelte es sich nicht um unseren üblichen Stil, sondern um einen eindeutigen Bezug zu dem sanktionierten Spruchband der Dortmunder. Was sich aber bereits während des Spiels als unmittelbare Reaktion zugetragen hat, mündete in einer absurden Handlungskette von realitätsferner und undifferenzierter Einordnung bis zu möglichen scheinheiligen Konsequenzen. Die fragwürdigen Ereignisse der letzten Tage – mit der drastischen Kollektivstrafe für die folgenden beiden Partien gegen die Dortmunder Fans in Sinsheim – verdeutlichen weiter vor allem die Ambivalenz des Deutschen Fußball-Bundes.

Die Meinung vieler Fans zur Thematik rund um den von Dietmar Hopp hochgezogenen Verein und seiner Person selbst und daran anknüpfende Kritik, in welcher Form auch immer,dürfte seit Jahren bekannt sein. Abgesehen von wenigen Fanszenen wurde die Kritik in den letzten Jahren ohnehin deutlich reduziert. Zuletzt konzentrierte man sich vielfach mit seinen Protesten auf den Ableger des Red-Bull-Konzerns aus Leipzig. Insbesondere die Fanszene von Borussia Dortmund zeigte jedoch weiterhin bei jedem Aufeinandertreffen, was sie von Herrn Hopp hält. Dies mündete in den letzten Jahren in einem Kleinkrieg zwischen beiden Parteien, der durch die Reaktionen des gekränkten Mäzen weiter befeuert wurde. Für zahlreiche Fanszenen war nun, in Form der ausgesprochenen Kollektivstrafe gegen die gesamte Dortmunder Anhängerschaft, eine Grenze überschritten worden, dessen logische Konsequenz in den vielerorts gezeigten Solidaritätsbekundungen lag.

Unabhängig von den Gründen unserer Abneigung und der derben Wortwahl, welche man nicht teilen muss, sind wir vor allem von den undifferenzierten und völlig überzogenen Reaktionen auf allen Ebenen entsetzt. Dass der DFB sich von einem Mäzen beeinflussen lässt und seine Versprechungen auf Kollektivstrafen zu verzichten bricht, überrascht nur wenig. Dies ist nur noch einmal mehr Ausdruck der verschwindend geringen Wertschätzung selbst getätigter Versprechen von Verbandsseite. Bedeutend erschreckender ist allerdings die Vollendung, der rund zehn Jahre alten Forderung Hopps, Kritik an seiner Person sowie „seinem“ Verein, mit rassistischer Diskriminierung gleichzusetzten und dementsprechend zu ahnden. Dies zieht zum einen die Verharmlosung und Verhöhnung von Opfern tatsächlicher rassistischer Anfeindungen und Gewalttaten nach sich und verdeutlicht zum anderen das eklatante Versagen des Verbands im Nachgang derartiger Vorfälle. Zwischen der Ernennung Integrationsbeauftragter und medienwirksamer Image-Kampagnen demonstriert der DFB zudem viel mehr in regelmäßigem Abstand ein einfältiges Desinteresse an klaren Handlungskonzepten gegen Diskriminierung. Stattdessen haben sich die Bemühungen um Passivität und Verharmlosung auf diesem Gebiet gesellschaftlicher Verantwortung längst durchgesetzt. Die noch sehr präsenten Fälle der rassistischen Äußerungen des Schalker Aufsichtsratsvorsitzenden, Clemens Tönnies und die Diskriminierung des Herthaner Spielers Jordan Torunarigha und die jeweiligen „Konsequenzen“ seien dabei nur bespielhaft genannt.

Eine bloße Beleidigung, aktuell häufiger als „Schmähung“ bezeichnet, in Form von Spruchbändern oder Gesängen mit rassistisch motivierten Taten zu vergleichen, ist schlichtweg schwachsinnig. In fehlender Gradlinigkeit üben sich zudem auch Medien, Verantwortliche und Spieler. Aufgebrachte Kommentare und Appelle zu mehr Toleranz über soziale Medien oder durch Stellungnahmen lassen jegliche Selbstreflexion vermissen. Fehlende klare Bekenntnisse oder aktives Engagement gegen Antisemitismus, Homophobie und Rassismus stehen demgegenüber aber allzu selten auf der Agenda. Statt leerer Worte sollten auch Taten folgen. Eine Absetzung des jährlichen Trainingslagers in einem homophoben und menschenverachtenden Land wie Katar wäre ohne Frage ein Anfang des FC Bayern. Dementsprechend freuen wir uns in Zukunft auf eure regen Anteilnahmen und Statements als Reaktion etwa auf rassistische Worte und Taten und eben nicht nur bei der Beleidigung einer milliardenschweren Einzelperson. Weltoffenheit und Ehrlichkeit kann nicht nur einseitig gefordert, sondern muss auch gelebt werden! Wir können nur hoffen, dass die bedeutenden und wichtigen Fehlstände in unserem Fußball endlich erkannt werden! 

Termine